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1815 – 1848

St. Goarshausen unter den Herzögen von Nassau

1. Die Zeit von 1815 bis 1848

Wir wollen dieses Kapitel nicht beginnen, ohne der Schlacht bei Waterloo (18. Juni 1815) zu gedenken, jenes Entscheidungskampfes, der das Schicksal besiegelte. Von Waterloo sprechen, heißt aber zugleich der nassauischen Krieger gedenken, die an jenem Tag mit unerhörter Tapferkeit durchhielten und als die welsche Kaisergarde zum Durchstoßen der englischen Heeresmiete anrückte, durch ihren kühnen Bajonettenangriff die Garde zum Wanken brachte und damit die Schlacht entschied. Auf dem Waterloo-Denkmal zu Wiesbaden sind die Namen der tapferen Nassauer in Stein gegraben, die ihr Leben für die deutsche Sache hingegeben haben. Es sind 11 Offiziere und 342 Mann, darunter 3 aus dem Amt St. Goarshausen: J. Frischauf, J. Jung und F. Schmidt. Das Denkmal trägt die Inschrift:

Ihr seid gefallen für Recht und Ehre,
Für die höchsten Güter, die die Menschheit kennt,
Drum ist es Pflicht, die heiligste von allen,
Daß man der Nachwelt eure Namen nennt.

Ehre ihrem Andenken!
Schon ehe der korsische Löwe endgültig besiegt war, hatte in Wien unter dem Vorsitz des Oberspitzbubens Metternich das diplomatische Ränkespiel eingesetzt, das als Wiener Kongreß von 1815 ein wenig rühmliches Andenken in der Geschichte hinterlassen hat. Es ging wiedermal um die Teilung der Beute, bei der jeder deutsche Fürst sein Schäfchen zu scheren suchte. Das Ganze ähnelte dem großen Kuhhandel von 1803 auf dem Reichstag zu Regensburg. Bemerkenswert für unsere Chronik ist nur, daß es Nassau gelang, durch Tauschverträge mit Preußen sein Gebiet wesentlich abzurunden. Noch fehlte ersterem aber die so viel umstrittene rechtsrheinische Niedergrafschaft Katzenelnbogen, die seit 1806 Napoleonsches “Reservat“ war und noch immer dem Namen nach dem Landgrafen von Hessen-Rotenburg gehörte. Durch einen neuen Tauschvertrag mit Preußen vom 17. Oktober 1816, das den letzten kinderlosen Landgrafen Viktor Amadeus anderweitig entschädigte, kam nunmehr auch die Niedergrafschaft mit St. Goarshausen und Hinterland zum Herzogtum Nassau. Das ganze blühende rebengesegnete Unterland von Biebrich bis Ehrenbreitstein, das sich bisher 8 Machthaber geteilt hatten, war fortan nassauischer Besitz. Mit dieser letzten hochwillkommenen Erwerbung hatte das Herzogtum Nassau seine endgültige Gestalt erhalten. Es umfaßte nunmehr 85,5 Quadratmeilen mit 301.000 Einwohnern und 758.200 Gulden Einkünften. Die Zusammentzung des neuen Staates war allerdings wenig einheitlich. Mit seinem aus 20 Länderfetzen zusammengeschneiderten Gebiet glich er einem bunten Rock, der hier zu eng und da zu weit war, der niemand recht paßte und an den man sich erst gewöhnen mußte.
Trotzdem muß man anerkennen, daß der neue nassauische Landesvater – es war der Herzog Wilhelm aus der Linie Nassau-Weilburg, der seinem Oheim Friedrich August am 24. März 1816 in der Regierung folgte – daß dieser Fürst ehrlich bemüht war, durch neuzeitliche Verordnungen, wie auch durch wirtschaftliche und kulturelle Neugestaltungen seinen jungen Staat einer gedeihlichen Entwicklung entgegenzuführen. Auf der andern Seite aber wurde das gute Neue von einer Beamtenzunft, die das alte Gottesgnadentum gerne für alle Zeiten “verankern“ wollte, derart überwuchert, daß das Volk an den Verbesserungen keine rechte Freude hatte.
Dazu kam die unselige deutsche Politik im allgemeinen. Das deutsche Volk hatte unter gewaltigen Opfern an Gut und Blut die Befreiung vom Fremdjoch errungen und damit den Fürsten ihr wackeliges Thrönchen wieder gesichert. Aber die ihm gegebenen -verfassungsmäßigen Versprechungen blieben überall aus. Wer die Geschichte jener Nachkriegsjahre kennt mit ihrer politischen Unduldsamkeit, ihren Verfolgungen, ihrem Metternich’schem Büttelwesen, ihrer Unterdrückung jeglicher Meinungsfreiheit, der weiß, wie gerade die besten deutschen Geister unter diesen Verhältnissen litten. Schon 1814 hatte unser großer Landsmann und Patriot Freiherr vom Stein in einem Brief geklagt: „Es ist wieder die Zeit der Kleinheiten, der mittelmäßigen Menschen. Alles das kommt wieder hervor und nimmt seine alte Stelle ein, und diejenigen, welche alles aufs Spiel gesetzt haben, werden vergessen und vernachlässigt.“ Der Brave hatte es ja am eigenen Leibe erfahren.
Schon die politische Staatsform, die man erfunden hatte, war von vornherein ein Unglück. An die Stelle des alten gespensterhaften Römischen Reiches Deutscher Nation, von dem das Wort ging, daß es weder römisch, noch deutsch, noch überhaupt ein Reich sei, war ein neues Scheingebilde getreten, das noch blutleerer war als das alte. Es war der sogenannte „Deutsche Bund“, den man auf dem Wiener Kongreß am 8. Juli 1815 gegründet hatte als „ein völkerrechtlicher Verein“, wie er sich nannte, an welchem außer dem Kaiser von Österreich und dem König von Preußen noch 4 deutsche Könige, 8 Großherzöge, 9 Herzöge (die meisten von Napoleons Gnaden) 11 Fürsten und die vier freien Städte: Hamburg, Bremen, Lübeck und Frankfurt a. M., teilnahmen. Die Bundesstadt Frankfurt wurde zugleich Sitz des Deutschen Bundestages.
Diesem Scheingebilde, das sich Deutscher Bund nannte, aber in Wirklichkeit nur ein willfähriges Werkzeug Metternich’scher Politik war – er selber hatte das Wort geprägt: „Deutschland ist nur ein geographischer Begriff“ – gehörte auch das Herzogtum Nassau an. Im Innern blieb es zwar ein unabhängiger Staat, aber nach außen hin geriet es mehr und mehr ins österreichische Fahrwasser, eine Politik, die es im Jahre 1866 schwer büßen mußte.
Für unser Städtchen St. Goarshausen war mit dem Nassauisch werden ein neuer Lebensabschnitt eingetreten. Die Jahrhunderte voller kriegerischer und dynastischer Wirren, die das Städtlein so oft dem Untergang nahebrachten, waren vorüber. Es gehörte jetzt einem fest gefügten Staat an, wurde Sitz eines Amtsbezirkes und Knotenpunkt eines umfangreichen Verkehrsnetzes, das weit ins nassauische Land hinein ausstrahlte.
Es folgten eine Reihe ruhiger Jahre. Die Leibeigenschaft war aufgehoben, Wirtschaft und Verkehr begannen zu blühen, die Menschen atmeten wieder auf und die Lebensfreude trat wieder in ihr Recht. Die Biedermeierzeit mit ihren bescheidenen Geselligkeiten gab dem Leben einen neuen Ton. Musik, Gesang und Dichtkunst wurden nach so langer Verbannung wieder zu Freunden der Menschheit. Wenn wir sagen: “ruhige Jahre“, so bezieht sich das allerdings mehr auf die innere Ausgeglichenheit unseres Städtchens. Draußen im Land stand es vielfach anders. In dem aus 20 Länderteilen zusammengeflickten Staatsgebilde mit seinen wirtschaftlichen, sozialen und religiösen Gegensätzen platzten die Geister aufeinander. Namentlich war es der sogenannte “Domänenstreit“, der zwischen Fürst und Volk stand. Der Herzog behauptete, die Domänen, also die staatlichen Güter (Forsten, Klostergüter, Weinberge usw.) seien kraft der geschichtlichen Entwicklung und alter fürstlicher Verträge Eigentum der Krone, während die Stände erklärten, die Domänen seien staatliches Eigentum und gehörten als solche dem Land Nassau, das daher das alleinige Anrecht auf die Einkünfte aus ihnen habe.
Dieser Domänenstreit, der viel böses Blut machte und das politische Leben des Landes nicht zur Ruhe kommen ließ, dauerte 40 Jahre und wurde erst 1861 endgültig beigelegt. Dazu kamen, wie auch in Preußen, die Kämpfe um die 1815 versprochene liberalere Verfassung. Die nassauische Politik glich einem in Gärung befindlichen Most, von dem niemand wußte, ob er jemals ein brauchbarer Wein würde. Besser stand es mit den religiösen Streitigkeiten, die mit der segensvollen Gründung der Nassauischen Union zwischen den Lutheranern und Reformierten (1817) und mit dem katholischen Konkordat vom Jahre 1827 eine befriedigende Lösung fanden. Ein bedeutsamer Schritt war der Beitritt Nassaus zu dem von Preußen gegründeten Deutschen Zollverein(l835), der ein nachhaltiger Wegbereiter zur Einheitwerdung Deutschlands bildete.
Herzog Wilhelm, der sich auch um die Erweiterung und Verschönerung seiner Hauptstadt Wiesbaden sehr verdient gemacht hat – die Wilhelmstraße erinnert noch an ihn – und auch die Interessen der neuen Amtsstadt St. Goarshausen wohlwollend förderte, starb am 20. August 1839, erst 47 Jahre alt, in Bad Kissingen an einem Schlaganfalle und wurde in der nassauischen Familiengruft im Weilburger Schloß beigesetzt. Ihm folgte in der Regierung sein 22-jähriger Sohn Adolf (1839 – 1866), dem das Schicksal vorbehalten war, der letzte Herzog von Nassau zu sein. Er war ein vom besten Willen beseelter und um das Wohl seines Landes besorgter‚ auch persönlich untadeliger Fürst, dem nur politische Klugheit fehlte.
In seine Regierungszeit fällt einer der bedeutsamsten Entwicklungsabschnitte von St. Goarshausen: Der Übergang von einem kleinen, unbedeutenden, kaum 450 Seelen umfassenden Ort zu einem neuzeitlichen Stadtwesen von rheinischem Klang. Die mittelalterliche Mauer, die das Städtchen fünfhundert Jahre lang eingeschnürt gehalten, fiel. Die Rheinuferstraße wurde gebaut und damit die heutige Rheinfront geschaffen. Die an Naturschönheiten reichen Täler des Forstbachs und Hasenbachs wurden durch fahrbare Wege erschlossen, und der mittelalterliche Postreiter, der bis dahin die Verbindung mit dem nassauischen Hinterland vermittelte, wurde durch die Fahrpost nach Nastätten abgelöst. Zu dem Amtshaus mit Amtsgericht, die schon unter Herzog Wilhelm errichtet worden waren, kam eine Reihe stattlicher Neubauten unterhalb der Altstadt und in beiden Tälern. Das ganze Städtchen erhielt ein neues Gesicht. Es streckte wohlig die Arme aus, wie jemand, der einen alten engen Rock endlich los ist. Bereits 1843 zählte es 110 Häuser und 872 Einwohner, hatte sich also innerhalb von 50 Jahren um das doppelte vermehrt. (Wir verweisen auf die Kapitel „Wachsen und Werden“ und „Post- und Verkehrswesen“, in denen wir die Neugestaltung der Verhältnisse ausführlich behandeln.)
Ihre Krönung erhielt die Verkehrserschließung durch den Bau der nassauischen Eisenbahn (1859 – 1862), die, erst eingleisig, später zweigleisig, das Städtchen St. Goarshausen an das große deutsche Bahnnetz anschloß und ihm damit den Zugang zur Welt öffnete.
Und noch ein für die Entwicklung St. Goarshausens wichtiger Vorgang sei erwähnt: Die Gründung des Instituts Hofmann im Jahre 1853. Wir haben auch diesem ein besonderes Kapitel gewidmet, das über die näheren Einzelheiten berichtet. Es ist begreiflich, daß mit diesen neuzeitlichen Fortschritten in Handel und Verkehr, zu denen noch die Errichtung von Ärztestellen und Apotheke, Märkten, Dampferfähre über den Rhein usw. kam, unser Städtchen einen großen wirtschaftlichen Aufschwung nahm.
Aber das Völkerglück ist wie eine Waage, die sich hebt und senkt. Das Land Nassau hatte seine Kinderkrankheiten noch immer nicht hinter sich. Auch unter dem neuen Herzog nahmen die parlamentarischen Wirren kein Ende. Parteien und Konfessionen befehdeten einander und die immer mehr zu Tage tretende österreichische Liebäugelei des Herzogs erregte den Unwillen der nationalen Kreise. Selbst die sonst so spendefrohe Natur schien sich von uns abgewandt zu haben. Es kamen Jahre voll Mißwuchs und Not und Elend. Nach einem schweren Winter war der Rhein noch am 21. März 1845, also bis tief ins Frühjahr hinein, an der Loreley zu. Als er endlich aufging, folgte dem Eisgang ein furchtbares Hochwasser, das beinahe die Hochflut von 1784 erreichte, (Siehe Kapitel „Leidenszeiten“). Dann kam das schlimme Jahr 1846, das eine völlige Mißernte brachte. Nur der Wein war gut geraten. Ein schwacher Trost. Die Keller waren voll, die Speicher leer. Wovon leben? Die Preise stiegen ins Unerschwingliche. Das Jahr 1847 wurde zu einem richtigen Hungerjahr. Am schlimmsten war die Landbevölkerung daran. Die Ernte war tot, Handel und Wandel verödet, das Kleingewerbe vernichtet. Die Not wurde so groß, dass ganze Dörfer auswanderten. Was sollten sie in einem Land, das ihnen nur Steuern und Zehnten abpreßte und sie den Spekulanten und jüdischen Aussaugern überließ. An St. Goarshausen, das dank seiner Lage am Strom die schwersten Nöte zu meistern vermochte, ist zwar das Auswanderungsfieber vorübergegangen, aber die Gebreste der Zeit waren darum nicht weniger groß. Denn zu all dem Elend kamen noch die inneren Unruhen im Lande. Die Regierung verstand nicht, den berechtigten Wünschen des Volkes Rechnung zu tragen. Die liederliche Gewerbeordnung, die Knebelung der Presse die Mundtotmachung des Volkes, die herrische, an sich unfähige: “Bürokratie“, alles dies trug zur Unzufriedenheit das seinige bei. Daß sich in jener ranzigen Zeit die politischen Verhältnisse immer mehr zuspitzten und der überheizte Dampfkessel nach einer Entladung drängte, war unvermeidlich. Die Sünden von 1815 rächten sich. Das um die ihm damals gegebenen Versprechungen geprellte Volk verlangte sein Recht. Es schritt zur Tat.

2. Das tolle Jahr 1848

Die Gewitterstimmung, die über dem Land lag, entlud sich in dem Revolutionsjahr 1848, dem „tollen Jahr“, wie es später genannt wurde. Republikanische Anschauungen von Frankreich herübergetragen, schwirrten in der Luft. In den Köpfen spukte es von Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Aber alles war unklar, verschwommen, nebelhaft. Der Herzog rührte sich nicht. Also Schluß damit! Knüppel – raus! Wer die Macht hat, hat recht!
Über die von Abgaben und Frondiensten schwer bedrückten und namentlich über den Landhunger der Domänen empörten Bauern war etwas von dem Geist der Bauernkriege von 1525 gekommen. Sie rotteten sich zusammen und jagten zunächst die verhaßten herzoglichen Schultheißen zum Teufel. Selbstverwaltung der Gemeinde wurde die Losung.
Der Aufstand schwoll an. Das ganze Land war in Bewegung. Richtung Wiesbaden. Zum Herzog hin! Aus allen Winkeln des Herzogtums kamen sie hereingestampft, Junge und Alte in blauen Kitteln, bewaffnet wie ihre Vorfahren von 1525 mIt Sensen und Dreschflegeln, mit Äxten und Mistgabeln und alten Gewehren, über den Buckel drei Leibe Brot gebunden, im Büchsenranzen den duftenden Handkäse. Wer konnte wissen, wie lange der Feldzug dauern würde! Die voran gingen, führten anstatt Trompeten Nachtwächterhörner mit sich. Andere trugen lange Bohnenstangen, an denen ein bunter Lappen als Fahne flatterte. Sogar leere Säcke hatte man mitgeschleppt. Man wollte doch „dahle“ (Teilen).
Trapp trapp – trapp – immer weiter gings. Trommler und Nachtwächterhörner vorauf. Verwogene Schlapphüte – sogenannte Heckerhüte – mit frischem Eichenbruch und schwarz-rot-goldener Kokarde wogten im Wind. Flüche auf den Herzog wurden laut. Er war für sie der große Sünder, der an allem schuld war. Man war sich einig: „Er wird verhaage! – Es lebe die Freiheit!“ Und dann grölten sie das Spottlied:

Hannes, numm die Gawwel mit
Philipp, hol de Reche!
Heit kriehn die noch scheenster Art
All die Kepp gewäsche!

Alles muß bewilligt wern,
Was mir Bauere wolle:
Freiheit drauß in Wald und Feld,
Fort Domänescholle!

Und trapp – trapp – gings nach Wiesbaden hinein, „Sarache, mach der Lade zu!“ rief bei ihrem Anrücken ein ängstlicher Hebräer. „Die Rewwelusion kimmt die Owwerwewergaß erunner!“ Der Schloßplatz war zum Rütli geworden. Zum Teufel mit dem Polizeistaat!

Einigkeit und Recht und Freiheit
Für das deutsche Vaterland,
Danach laßt uns alle streben,
Brüderlich mit Herz und Hand!

Ja, das wollte man haben, so wie es Hoffmann von Fallersleben in seinem 1841 auf Helgoland gedichteten Deutschlandlied gesungen hatte. Prokurator Hergenhahn, der „Vater“ des Volkes, wie man den wackeren Volksführer nannte, verkündete am 2. März die „Forderungen der Nassauer“: Allgemeine Volksbewaffnung, unbedingte Pressefreiheit, sofortige Einberufung eines deutschen Parlaments, Vereidigung des Militärs auf die Verfassung, Vereinsrecht, öffentliche Gerichtsverfahren mit Schwurgerichten, Erklärung der Domänen zum Staatseigentum, zeitgemäße Umgestaltung des Wahlgesetzes und Religionsfreiheit.
Minister von Dungern konnte keinen Beschluß fassen. Der Herzog fehlte. Er weilte zum Besuch in Berlin. Großer Tumult. Man argwöhnte, der Herzog käme mit preußischen Truppen angerückt. „Wann eich’n krieje, den Hazzog“, schrie ein Westerwäller, „eich bleff’m aans, dat em Häärn un Sehn vergieht!“ Und ein Patersberger schwang seinen gewaltigen Buchenknüppel: „Ich haage em mit dem Wellebengel iwwer de Wersching, daß e die Lorley for e Quetschekuche anguckt!“ Nur mit Mühe konnte Hergenhan die erregten Bauern von einem Sturm auf das Schloß abhalten.
Darüber kam der große Sturmtag, der 4. März 1848, mit seinen urwüchsigen Geschehnissen. Wir wollen von den Einzelheiten absehen und nur ein kleines Stimmungsbildchen bringen, um dem Leser einen Eindruck von diesem Tag zu vermitteln, an dem sich Erhabenes und Lächerliches in bunter Folgte mischten, wie dies nun mal im Charakter der Menschen liegt.
Der 4. März ist angebrochen. Bereits in aller Frühe ist der große Platz vor dem herzoglichen Schloß von einer erregten Menge von 40.000 Menschen besetzt. Bauern und Städter, Handwerker und Künstler – alles ist da. Es kocht und brodelt wie eine sturmzerwühlte See. Auf dem runden Eckbalkon des Schlosses steht, umtobt von seinen brüllenden Landeskindern, der Herzog, den ein Eilkurier herbeigerufen hat. Sensen und Mistgabeln grüßen zu ihm hinauf. Äxte werden geschwungen. Dreschflegel und Eichenknüppel klappern in der Luft. „Mer wolle Republik hawwe!“ schreit einer. „Awwer mit dem Hazzog an der Spitz“ ruft ein anderer. – Die „Summericher“ schwingen ihre leeren Säcke: „Raus mit den Domänegeldern! Es wird jetzt gezahlt!“ – Der evangelische Kirchenrat Schulz will vermitteln, wird aber mit zerrissenen Rockschößen hinausgewimmelt. „Pack dich, du schlechter Paff!“ – Der alte Stadtrat Weil erscheint. “Gebbt mer emol die Händsche her, ich will e Redd redde!“ „Halt’s Maul, alter Flabbes!“ schreien die andern. Der Präsident der Herrenkammer, Graf Walderdorff, hat sich mit Mühe durch das Gewühl Bahn gebrochen. Sieh da, der hohe Herr lüftet jetzt höflich den Zylinder und sucht die Aufgeregten mit ein paar schmeichelnden Worten einzulullen: „Liebe Leute, ihr kennt mich doch?“, fragt er herablassend.
Großes Hallo. „Freilich kenne mir dich, du roter Spitzbub!“ schreit alles und es fehlt nicht viel, so hätte man ihm den Zylinder eingetrieben. Endlich kommt der große Augenblick. Der Herzog bewilligte sämtliche Forderungen. Heidideljuchhee! Sensen und Dreschflegel schlagen einen Jubelmarsch. Die Säcke führen einen Wimpeltanz auf. Hoch- und Heilrufe auf den Herzog erfüllen die Luft. Und dann kommen vom Balkon die ruhigen Schlußworte: „Nun geht mit Gott nach Haus und habt Vertrauen zu mir, wie ich zu euch!“
Die Herzogin-Mutter Pauline, die mit auf dem Balkon steht, läßt eine Träne der Rührung fallen, dem Hauptschreier in den Bart. Er leckt sie beseligt auf. Am Abend gibt’s keinen Tropfen Wein und Bier mehr in ganz Wiesbaden. Ein großer Tag!
Die nassauische Freiheit ist geboren. Und ohne Blutvergießen. Jubelnd und singend ziehen die Sieger wieder heimwärts. Aber viele der ländischen „Revoluzzer“ wissen mit den merkwürdigen Worten, die sie da in Wiesbaden gehört und in den Zeitungen gelesen haben, nichts anzufangen. „Zensur – was ist dann deß?“ fragt einer. „Das waaß ich aach nit“, erwidert ein anderer, “awwer hunn misse mer’sch!“ Die meisten aber scheren sich den Deubel um das „gelehrte Zeig“. Sie wollen das haben, was ihnen näher liegt. Sie wollen überhaupt alles haben, was ihnen bisher verboten war: Freien Holzschlag, freie Waldnutzung, freie Fischerei und vor allem: freie Jagd! Die ältesten Räuberflinten werden hervorgeholt. Im ganzen Herzogtum knallt es, was das Zeug hält. Kein Rehbock, kein Häschen ist mehr seines Lebens sicher. Es ist ein Akt der Vergeltung für jahrelangen Druck.
Aber auch hier kam wieder die Besinnung. Und wo sie nicht kam, da wurde durch Strafen und Einquartierungen die gestörte Weltordnung wieder ins richtige Gleis gebracht.

3. Die 1848er Revoluzzer in St. Goarshausen

Der Geisterkampf, der ganz Deutschland aufgerüttelt hatte, war auch an dem Rheinstädtchen St. Goarshausen nicht spurlos vorübergegangen, obwohl er hier, im Rahmen einer Kleinstadt, nicht die ungestüme Form annahm, wie in der Landeshauptstadt Wiesbaden, sondern eher einer Lokalposse glich.
Auch hier hatte sich zur Aufrechterhaltung der Ordnung eine sogenannte Blürgergarde gebildet, eine buntgewürfelte Mannschaft, bei der der gute Wille die Hauptsache war. Uniform gab’s nicht. Man „exerzierte“ in Hut und Rock, oder auch in Kapp und Kittel, wie’s gerade kam, und die Stelle des Gewehrs vertrat irgend ein eiserner Spieß oder ein Bootshaken. Wohl aber hatte man eine schöne schwarz-rot-goldene Fahne angeschafft, die der Garde beim Marschieren kühn voranwehte.
Die Übungen der Bürgerwehr fanden auf dem unteren Wasem, also auf der früheren Nußbaumwiese unterhalb des Hasenbaches statt, die ziemlich weit ab vom Ort lag, was für die braven Spießträger das Gute hatte, daß sie, wenn’s losging, schön weit vom Schuß waren, denn vor losgehenden Flinten hatten sie einen Heldenrespekt.
Und am 4. März gings wirtklich los. Denn wo es im ganzen Reich, in allen Städten und Dörfern rumorte, warum sollte da St. Goarshausen nicht auch sein Revolutiönchen haben? Schon in den Morgenstunden hatte sich eine Schar Bauern aus der Umgegend versammelt, die mit Knüppeln und Dreschflegeln vor dem Amtshaus lärmten und mit einem Balken die verschlossene Tür einzurennen versuchte. Der Amtsmann sollte „sein Fett kriegen“ für all die Straf- und Fronzettel, die er ihnen die Jahre über ins Haus geschickt hatte. Und Steuern und Gülten – haha- sowas täte man überhaupt nicht mehr bezahlen. „Die’s hunn, die solle berappe!“ hieß es. „Mir arme Bauern gewwe nix mie!“ Das alles wollte man dem „Olwel“ handgreiflich beibringen. Aber der Amtmann war klug genug, sich scheintot zu stellen. Und die Tür hielt stand. Schon waren die Bauern dabei, das Pflaster des alten Fruchtmarktes aufzureißen, um dem Amtsmann die Scheiben einzuschmeißen, da erhielten sie neuen Zuzug. Die St. Goarshäuser Revoluzzer rückten an: eine Schar verwegener Burschen und Männer, an ihrer Spitze als Häuptling der junge Dachdecker Wilhelm Bonn. Ja, das war ein ganz besonderer Kerl! Hochgewachsen, breitschultrig, Hände wie Schieferplatten, ein langwallender Bart wie Turnvater Jahn, über den zottigen Haaren der breite Hecker-Hut mit Eichenlaub und roten Troddeln, und über dem Bauch eine aus schwarzen, roten und gelben Lappen zusammengekrumpelte Revolutionsschärpe. Dazu eine Stimme, die das Echo an der Loreley weckte – so stürmte er, ein zweiter Danton, heran. In der Faust seinen zweispitzigen Dachdeckerhammer schwingend, als wollte er das ganze Herzogtum Nassau abmurksen, brüllte er: „Nieder mit der Tyrannei! Hoch die Republik!“ Hei, das gab ein Jubel! Bürger und Bauern fielen sich um den Hals. “Freiheit – Gleichheit – Brüderlichkeit! erschallte und bei jedem Wort knallte ein Kuß auf die Stoppeln der Bauernrevoluzzer.
Aber das Amtshaus war ohne Kanonen nicht zu erobern, das sahen sie ein. Und Kanonen hatten die Revoluzzer nicht. „Mer hole die Feierspritz!“ rief einer, „Flabbes!“ brüllte der Dachdecker. „Domit kann mer nit emol’n Hinkel dotmache, viel weniger den Amtsmann!“
Indess, so ganz klanglos durfte der große Tag nicht vorübergehen. Irgend eine Ruhmestat mußte geschehen. Daß da nicht im „Bolles“ so ein Wildbretsknabber aus Dahlheim? Natürlich! Den braven mußte man aus den staatlichen Klauen befreien! Und so zog man zum Bolles, erbrach die Tür und holte unter Siegesgebrüll den Dahlemer heraus, der über die plötzliche „Amnestie“ nicht wenig erstaunt war. „Juchhei! Es lebe die Republik! Der Dahlemer wird Minister!“ Man schleppte ihn in seiner Gefängniskluft mit, denn es sollte jetzt zum Rathaus gehen, wo der herzogliche Schultheiß saß, der „verdammichte Kerl!“
Auf für’s Vaterland! Trapp – trapp marschierten die St. Goarshäuser Jakobiner los nach dem Obertal unter dem feierlichen Gesang des „Heckerlieds“ mit dem Kehrreim:

„Hecker, großer deutscher Mann,
Der für die Freiheit sterben kann!“

Hätten sie gewußt, daß der „große“ Freiheitsheld Hecker ein Jahr später bei dem Badischen Aufstand vom Sterben durchaus nichts wissen wollte, sondern vorzog, nach Amerika durchzubrennen, so hätten sie sicher den später entstandenen Kehrreim gesungen:

„Hecker, großer deutscher Mann,
Der für die Freiheit durchgehn kann!“

Aber das wußten sie nicht und so zogen sie siegeszuversichtlich weiter.
Aber siehe, auch die Rathaustür tat ihnen nicht den Gefallen, sich zu öffnen, denn inzwischen hatte die Bürgergarde das Rathaus besetzt und hielt die Tür verschlossen. Baaf! flog eine Scheibe ein. Vergebliches Bemühen. Stillschweigender Widerstand auf der ganzen Linie. Was nun tun? Das Haus stürmen? Alles kurz und klein machen? Darüber mußte erst bei einem Schoppen beraten werden. Und überhaupt mußte man erst mal einen heben. Dann kriegte man den richtigen Schwung, zumal auch die Kehle von all dem Schreien trocken und der Durst groß war. Zuvor aber sollte das widerspenstige Rathaus einen Denkzettel erhalten, zum Beweis, daß man „da war“. Und so ergriff der jahnbärtige Jakobiner seinen spitzen Dachdeckerhammer und haute ihn unter dem Anrufen von Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, dreimal in die Rathaustür, daß das Holz splitterte.
„Mir komme widder!“ schrien sie einstimmig und schwangen die Knüppel und Dreschflegel, als wollten sie die Burg Katz stürmen. Und dann fielen sie in eine Wirtschaft am Plan ein und gründeten dort unter gewaltigen Trankopfern die St. Goarshäuser Republik mit dem Dachdecker Bonn als Präsident und dem Dahlheimer Wildbretsknabber als Justizminister. Nachdem sie dann nach zehnstündiger Sitzung unter Geschrei und Gläserklirren alle Ämter des neuen Reichs unter sich verteilt und alle Fässer ausgepichelt hatten, da hatten sie in ihren verqollenen Köpfen die ganze Revolution – vergessen.
Heinrich Seb. Greiff hat in seinem Hausbuch eine kurze Aufzeichnung hinterlassen, in der es heißt: „Dieses Jahr (1848) war ein unruhig Jahr. Am 4. März ist das Übel entstanden, es war überall Aufruhr. Bauern waren vors Amtsgericht gezogen. In St. Goarshausen ist eine Bürgergarde entstanden. Haben wir Sonntags exerzieren müssen gehn. Es war eine unruhige Zeit. Kein Mensch war sicher. Man mußte sich den Buckel verwahren.
So hatte denn auch in dem Rheinstädtchen St. Goarshausen die ruhmreiche Revolution von 1848 ein friedliches Ende gefunden. Sie war ertrunken im „Vinum bonum“ und zurückgeblieben war nur – der Kater.
Von solchen örtlichen Schaumspritzen abgesehen, darf jedoch im Hinblick auf das Ganze gesagt werden: Es wäre ein Irrtum, wollte jemand behaupten, der ganze Aufwand an Kraft und nationaler Begeisterung, den das Jahr 1848 in Deutschland gezeitigt, sei umsonst gewesen. Gewiß, es war viel politisch Unreifes, viel Unausgegorenes in diesem Sturm- und Drangjahr der deutschen Geschichte, das haben die Paulskirche-Debatten bewiesen. Aber es waren nicht die schlechtesten Deutschen, die sich aus der Enge der Kleinstaaterei heraussehnten und ein großes starkes Vaterland anstrebten. Wohl sind dabei im überwallenden Freiheitsrausch Torheiten begangen worden und der Blutopfer waren auch nicht wenige, aber eine Volksrevolution ist niemals umsonst gewesen. Auch in diesem Falle haben die neuen Gedanken ihre befruchtende Kraft behalten und sind Zielweiser geworden für eine bessere Zukunft. Fest steht die Tatsache: 1848 war die Vergeltung für die monarchischen Sünden von 1815, und ohne 1848 hätte es kein 1866 und kein 1870/71 gegeben. Es war ein notwendiges Glied in der langen Kette der Einheitswerdung Deutschlands.

4. Die nordische Heerfahrt

Die Chronik des „Tollen Jahres“ 1848 wäre nicht vollständig, wollte man nicht auch eine zweite, diesmal vaterländisch gerichtete Bewegung erwähnen, die das an bunten Geschehnissen so reiche Jahr mit sich brachte: Den Schleswig-Holstein’schen Krieg mit der rühmlichen Beteiligung der Nassauer Truppen. Es war eine nationale Welle, die durch das politisch so zerrissene Deutschland und auch durch die nassauischen Lande ging, als es hieß, die beiden Erbherzogtümer seien in Gefahr, von den Dänen verschluckt zu werden. War man auch politisch schwach und ohnmächtig, das Gefühl für deutsche Ehre war doch nicht erstorben und schlug jetzt höhere Flammen als je. Der Deutsche Bund zog seine Schlafmütze ab und setzte sich den Kriegshelm auf. Überall in Stadt und Land, in Haus und Feld, in Straßen und Stuben, bis in die entlegensten Bergdörfer hinauf erklang das zur wahren Vaterlandshymne gewordene Lied:

Schleswig-Holstein meerumschlungen,
Deutscher Sitte hohe Wacht.
Wahre treu, was schwer errungen,
Bis ein schönrer Morgen tagt!
Schleswig-Holstein, stammverwandt,
Wanke nicht, mein Vaterland!

Am 12. August 1848 wurden die nassauischen Bundestruppen (2 Bataillone, 2 leichte Kompanien und eine Batterie) in Biebrich eingeschifft, um mittels Rheindampfer nach Düsseldorf gebracht und von dort mit der Bahn nach Altona weiterbefördert zu werden. Manch jungem Nassauer mag es beklommen zumut gewesen sein, daß man ihn ohne weiteres nach dem “Ausland“ – denn alles was außerhalb des Herzogtums lag, war damals “Ausland“ – verfrachtete, um anderen Stämmen die Freiheit zu erkämpfen.
Im Anblick des grünen Heimatstromes, seiner Rebenberge, seiner freundlichen Städte und Dörfer, die sie verlassen mußten, entrang sich ihrer Brust das wehmütige Soldatenlied:

Die Reise nach Jütland,
Ach, die fällt mir ja so schwer.
Du mein einzig schönes Mädchen,
Wir sehn uns nicht mehr!

Aber die Stimmung war bald wieder auf der Höhe, als sie sahen, welch begeisterten Anteil der ganze Rhein an dieser nordischen Heerfahrt nahm. Auch in St. Goarshausen wurden die Truppen mit Böllerschüssen begrüßt, durch heraneilende Nachen mit Lebensmitteln bedacht und mit Wein – viel Wein! – getränkt, so daß es schließlich eine sehr vergnügte Fahrt wurde.
Wir müssen es uns versagen, in eine nähere Schilderung der Kriegsläufte einzutreten und wollen nur erwähnen, daß diesem Sommerfeldzug durch die Ränke der europäischen Diplomatie, namentlich Englands, der Enderfolg aus der Hand gerissen und die Truppen wieder zurückgezogen wurden. Das deutsche Volk aber, aufgebracht über das sang- und klanglose Verpuffen der mit so viel Opfern begonnenen Kriegsfahrt, setzte es durch, daß der Deutsche Bund sich ein Jahr später entschloß, einen neuen Feldzug auszurüsten, an dem auch das 2. nassauische Infanterie-Regiment nebst einer Batterie teilnahm. Diesmal waren es die tapferen nassauischen Kanoniere, die bei dem denkwürdigen Strandgefecht zu Eckernförde am 5. April 1849 den Sieg entschieden und reiche Ruhmeslorbeeren ernteten. Nicht weniger als 5 dänische Kriegsschiffe, darunter das mächtige Linienschiff „Christian VIII.“ und die Fregatte „Gefion“ mit zusammen 154 Geschützen, lagen vor der Förde und eröffneten ein gewaltiges Feuer, gegen das die wenigen Strandbatterien mit ihren 16 Kanonen einen schweren Stand hatten. Aber die kleine Schar hielt wacker durch. Da – gegen Abend kam für die Dänen der jähe Schicksalsschlag: der “Christian VIII.“, durch glühende Kugeln in Brand geschossen, flog in die Luft, worauf die “Gefion“ sich ergab und die anderen Schiffe sich verdrückten. Die Eckernförder Gedenkmünze, die den braven Kanonieren später verliehen wurde, war ihnen zeitlebens eine stolze Erinnerung. Leider wurde durch das Versagen des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. auch dieser zweite Feldzug zu einem leeren Waffengang, und erst späteren Jahren war es unter Bismarcks überlegener Führung vorbehalten, die Schleswig – Holsteinische Frage im nationalen Sinne zu lösen. Von St. Goarshausen hatten an dem Schleswig-Holsteinischen Feldzug 4 Mann teilgenommen: Peter Born, Adam Martin Klein, Stefan Lauer und Philipp Beilstein, die alle gesund zurückkamen. Ein Mitkämpfer bei dem Gefecht von Eckernförde war auch der später erblindete Gendarm Adam, der lange Jahre in St. Goarshausen wohnte und anfangs der achtziger Jahre hier starb. Wenn er auf jenen denkwürdigen Tag zu sprechen kam, dann überkam den Alten stets eine gewaltige Begeisterung. Dann reckte sich seine magere Gestalt hoch auf und die blinden Augen starrten weit hinaus in die Ferne, als ob er das brennende Kriegsschiff Christian VIII. noch leibhaft vor sich sähe. Er rühmte sich sogar, die erste glühende Kugel auf den schwimmenden Riesen abgefeuert zu haben. (Der Verfasser hat in seiner Erzählung „Der blinde Schandarm“ dem Braven ein liebendes Andenken gesichert.)

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Die hier vorgestellten Ansichten entsprechen weder denen der Urheber dieser Internetseite noch möglicherweise dem modernen Stand der Geschichtsforschung.

Wir verweisen auf das einleitende Kapitel zur Erläuterung.