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Die Wassertore

Die Wassertore

Neben den Stadttoren besaß das alte St. Goarshausen noch eine bauliche Besonderheit: die Wassertore. Es waren dies drei in die Rheinmauer eingelassene Unterführungen, durch die man von der inneren Gasse unmittelbar nach dem Strom gelangte. Das untere, am “Plan“ gelegene Wassertor hieß das “Plantor“, das mittlere das “Rappetor“ und das obere das “Abrahamtor“. Woher dieser seltsame Name stammt, ist nicht zu ergründen. In der Dilich’schen Zeichnung vom Jahre 16o8 ist nur das erstgenannte Tor zu sehen. Anscheinend sind die beiden andern erst später entstanden.

Die Wassertore waren eine durch die Eigenart des Ortes bedingte Lebensnotwendigkeit. Denn die Mehrheit der Bewohner bestand aus Fischern und Schiffern, und da die Stadtmauer unmittelbar in den Rhein abfiel, ohne den geringsten Uferweg zu lassen, so wäre unseren Alten der Zugang zu ihrem Ernährer, dem Strom, völlig versperrt gewesen, hätten sie nicht die Wassertore gehabt, die ihnen das Anlegen und Festmachen ihrer Fahrzeuge ermöglichten. Alle drei Tore hatten schwere, eisengesicherte Flügel, die ebenso wie die Landtore abends geschlossen wurden und im Kriegsfalle, wie auch bei Eisgängen, vortrefflichen Schutz boten. Auch bei Brandgefahr wäre das Städtchen unrettbar verloren gewesen, hätte ihm der Zugang zum Wasser gefehlt.

Als zu Anfang der 1840 er Jahre die Rheinstraße errichtet wurde, hatte man die Wassertore als eigenartige mittelalterliche Baudenkmäler rücksichtsvoll erhalten, indem man die breiten Torgewölbe unter der Straße und stellenweise sogar unter den Häusern her durchführte. Für den Altertumsfreund waren diese altersgrauen, dämmerigen Torgänge, durch die der ewig junge Rhein hereingrüßte, von eigenartigem Reiz, abgesehen davon, daß der unmittelbare Zugang zum Wasser den Bewohnern der inneren Gasse viele Bequemlichkeiten bot. Sehr zu beklagen ist es daher, daß diese geschichtlichen Tore, diese Lebensadern unserer Altvorderen, bei der jüngsten Straßenverbesserung und der damit verbundenen Tieferlegung des Kleinbahngeleises zugebaut wurden und damit für immer verschwanden. St. Goarshausen ist damit um eine eigentümliche bauliche Sehenswürdigkeit ärmer geworden.

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Die hier vorgestellten Ansichten entsprechen weder denen der Urheber dieser Internetseite noch möglicherweise dem modernen Stand der Geschichtsforschung.

Wir verweisen auf das einleitende Kapitel zur Erläuterung.